Osnabrück (energate) - Der Fachkräftemangel ist in der Energiebranche zunehmend spürbar. Die Personalsuche ist für viele Unternehmen eine Herausforderung, besonders Stellen in technischen Berufen bleiben vermehrt unbesetzt. Der mittelrheinische Energieversorger EVM und der Tank- und Ladepunktbetreiber Q1 Energie haben ihre Personalsuche deshalb über die Landesgrenzen hinweg ausgeweitet. Dabei unterstützt sie der Dienstleister 4EIGN Talents. Das Recruiting-Unternehmen hat sich nachhaltige internationale Fachkräfteintegration auf die Fahnen geschrieben und begleitet Unternehmen und Fachkräfte vom ersten Kontakt über Visa- und Einreiseformalitäten bis hin zum Ankommen und Einleben in Deutschland.
Dafür nutzt die Vermittlungsagentur eine eigene digitale Plattform, die alle Beteiligten - Unternehmen, Fachkräfte und Behörden - miteinander vernetzt und so bürokratische Komplexität abbaut. Über Herausforderungen im Recruiting-Prozess sprach energate mit Lara Gutzmann, Gründerin und Geschäftsführerin von 4EIGN Talents.
energate: Frau Gutzmann, welche Berufsgruppen sind bei Ihren Kunden aus der Energiebranche aktuell erfahrungsgemäß am meisten gefragt?
Gutzmann: Im Energiesektor sehen wir derzeit einen besonders hohen Bedarf an qualifizierten technischen Fachkräften, insbesondere aus den klassischen Handwerksberufen. Dazu zählen Elektroniker für Betriebstechnik, Anlagenmechaniker, Industriemechaniker und Mechatroniker, insbesondere mit Erfahrung im Betrieb und in der Wartung komplexer Energieanlagen.
Auf Ingenieursebene werden verstärkt Fachkräfte für Energietechnik, Netzplanung, erneuerbare Energien und Speichertechnologien gesucht. Auch Projektleiter mit Erfahrung in der Umsetzung von Energieinfrastrukturprojekten stehen hoch im Kurs. Ein weiterer Wachstumsbereich ist die IT: Fachkräfte für Smart Grids, Energiemanagementsysteme und Cybersecurity in der Versorgungsinfrastruktur werden zunehmend unverzichtbar.
energate: Wie finden Sie qualifizierte Fachkräfte im Ausland?
Gutzmann: Unsere Suche erfolgt über ein mehrstufiges, internationales Netzwerk. Wir kooperieren eng mit seriösen Partneragenturen, Universitäten und Berufsschulen in Schwerpunktländern, in denen die Ausbildung im Energiebereich besonders fundiert ist. Zusätzlich setzen wir auf gezielte digitale Recruiting-Kampagnen in sozialen Medien und Fachportalen, um aktiv interessierte Talente anzusprechen. Ein Teil unserer Bewerber kommt auch über direkte Empfehlungen oder Initiativbewerbungen zu uns. Hierbei legen wir großen Wert darauf, dass Bewerberinnen und Bewerber nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch die Bereitschaft zur sprachlichen und kulturellen Integration mitbringen.
energate: Was ist an Ihrem Modell der Fachkräfteintegration anders als bei klassischen Recruiting-Prozessen?
Gutzmann: Im klassischen Recruiting endet der Auftrag oft mit der erfolgreichen Vertragsunterzeichnung. Unser Ansatz geht weit darüber hinaus: Wir begleiten nicht nur die Fachkraft, sondern auch das Unternehmen langfristig. Dazu gehören kontinuierliche Sprachförderung, Mentorenprogramme im Betrieb, Unterstützung bei der Familienintegration und regelmäßige Feedbackschleifen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Dieses Modell sorgt für höhere Bindung, kürzere Einarbeitungszeiten und eine spürbar bessere Integration ins Team - ein entscheidender Faktor in einer Branche, in der qualifiziertes Personal langfristig gebunden werden muss.
energate: Wie läuft ein solcher Rekrutierungsprozess im Detail ab?
Gutzmann: Der Recruiting-Prozess beginnt mit einer detaillierten Bedarfsanalyse im Austausch mit dem Kunden, um fachliche Anforderungen, Einsatzort, Teamstruktur und Rahmenbedingungen zu definieren. Darauf folgt die gezielte Kandidatensuche im Ausland, begleitet von einem fachlichen Screening und Online-Interviews. Bei technischen Berufen führen wir praxisnahe Tests durch, um die Kompetenzen realistisch einschätzen zu können. Sobald ein passender Kandidat gefunden ist, unterstützen wir bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, beim Visumsprozess und bei der gesamten organisatorischen Vorbereitung. Die größten Hürden liegen nämlich in der Bürokratie: lange Bearbeitungszeiten bei Visumsanträgen, teils unklare Zuständigkeiten und ein oft aufwendiger Prozess der Anerkennung von Qualifikationen. Für Fachkräfte sind sprachliche Barrieren und der fehlende Zugang zu schnellen, verbindlichen Informationen ebenfalls eine Herausforderung.
Erfahrungsgemäß dauert es je nach Herkunftsland und formalen Anerkennungsprozessen im Durchschnitt zwei bis vier Monate vom Beginn der Suche bis zum Arbeitsantritt. Unser Ziel ist, dass die Fachkräfte am ersten Arbeitstag nicht nur fachlich, sondern auch mental gut vorbereitet sind. Hierzu erhalten die Fachkräfte eine begleitende digitale Unterstützung für das perfekte Onboarding, interkulturelle Trainings und Informationen zum deutschen Arbeits- und Alltagsleben.
energate: Was müssen Energieunternehmen tun, um für potenzielle Arbeitnehmer attraktiver zu werden?
Gutzmann: Mit Blick auf das Recruiting sind besonders drei Elemente wichtig: eine gezielte internationale Ansprache, eine starke Arbeitgebermarke und ein strukturiertes Onboarding als klarer, unterstützender Prozess, der neue Mitarbeitende nicht nur fachlich, sondern auch sozial einbindet. Willkommensstrukturen und eine aktive Integrationskultur können hier entscheidend sein. Darüber hinaus spielen neben einer wettbewerbsfähigen Vergütung flexible Arbeitsmodelle, gezielte Weiterbildungsprogramme und transparente Karrierewege eine große Rolle. Gerade internationale Fachkräfte achten zudem auf eine wertschätzende Unternehmenskultur, Unterstützung bei der Integration der Familie und die Möglichkeit, sich langfristig weiterzuentwickeln.
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